Reisen, Unterwegs
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Korfu. Ende Juli. Mit Baby.

“Und? Fahrt ihr noch weg diesen Sommer?”
“Ja, Ende Juli.”
“Ach schön. Wo geht’s denn hin?”
“Korfu.”

Kurze Stille. Der Gesprächspartner schluckt, murmelt etwas vor sich hin und sagt dann:
“Oh, das wird aber heiß…” Soll heißen:”Seid ihr jetzt wahnsinnig geworden?” Eine gewisse Beunruhigung liegt spürbar in der Luft.

Und genau die fühle ich in diesem Moment des nachfolgenden Schweigens auch. Was zum Teufel hat uns da eigentlich geritten?

Einige Tage zuvor: Wir sitzen in einem kleinen familiär geführten Reisebüro, vollkommen unschlüssig über das Urlaubsziel. Wir wissen nur: Wir wollen noch weg und das – ups – doch bitte in 6 Wochen. Auch unser Gegenüber schluckt nun, sieht dann aber doch relativ entspannt aus. Erfahrung halt.

“Okay, wissen Sie vielleicht so in etwa, wo Sie gerne hin möchten?” Ja, haben wir, aber das hilft uns leider nicht wirklich weiter: Südengland, Estland oder Lettland, Mallorca oder Norditalien. Irgendwohin, wo es schön ist und wo wir noch nicht waren.
“Mit dem Auto oder dem Flugzeug?” FLUGZEUG, jetzt schlucke ich – bei dem Gedanken wird mir heiß und kalt. Obwohl ich schon seit ich klein bin regelmäßig fliege, beschleicht mich jedesmal eine gewisse Unruhe. Mit Baby macht die Sache nicht besser, denke ich. Ich sollte später eines besseren belehrt werden…

“Ach, ist uns egal, ob Auto oder Flugzeug.” höre ich mich sagen. Oh man, der arme Reiseverkäufer denkt sich jetzt bestimmt auch seinen Teil. Wir erhalten die Info, dass wir für das Baltikum oder Südengland unsere Reise besser selber zusammenstellen sollten, da da an Pauschalreisen nicht das geboten wird, was wir gerne hätten. Das machen wir auch prinzipiell wirklich gerne und unsere bisherigen Urlaube waren auch immer Individualreisen. Bloß diesmal, in 6 Wochen, mit Kind, hätten wir gerne ein Fertigpaket. Allerdings: Keine große Ferienanlage bitte, eher familiär, keine touristische Hochburg, lieber etwas abseits, gerne mit Pool und Babybecken, Babybett und Hochstuhl sowie kleiner Küchenzeile zum Selbstverpflegen. Aha: Also doch ein paar Wünsche.

Der Computer kann nun eingrenzen. Baltikum & Südengland sind jetzt raus. Dafür hätten wir dann doch etwas planen müssen. Wir geloben Besserung. Der Rechner zieht jetzt Mallorca durch: Ach was gibt es da schöne Fincas! Nur nicht mehr jetzt zu einem halbwegs erträglichen Preis. Außerdem: Da war zwar der Mann noch nicht, aber ich schon. Sehnsucht nach Neuem. Mallorca ist also auch raus.
[Einschub: Allerdings fand ich “Malle” damals so schön, dass ich gerne nachträglich darüber noch in einem anderen Beitrag berichten möchte, wie lieb man die Insel abseits vom Ballermanntourismus gewinnen kann.]

Jetzt ist wieder alles offen. Norditalien: Der Rechner findet den Gardasee. Grmpf, da waren wir vor zwei Jahren.
Der Rechner rödelt weiter vor sich hin, grenzt nach Preis und Lage ein und spuckt aus: Gran Canaria, Lanzarote oder Korfu. Wir schauen uns an, tauschen kurz Meinungen aus. Vielleicht tu ich den großen Kanaren Unrecht, aber ich möchte es schon etwas grün. Von Korfu wussten wir, dass es eine für den Mittelmeerraum sehr grüne, üppig bewachsene Insel sein soll. Schön :-) Und jetzt kommt’s:
Da sagt der Mann im Reisebüro doch tatsächlich:

“Ja, grün auf jeden Fall. Landschaftlich reizvoller als die Kanaren. Und auch nicht ganz so heiß, maximal so um die 31°C.”

Ja dann. Buchen wir. Es ist ja nicht so, dass ich mich vor ein paar Jahren auf gleicher geografischer Höhe im italienischen Lecce zur selben Jahreszeit um den Verstand geschwitzt hätte … Kann ich mich noch mit Stilldemenz herausreden?

So kam es zustande: Korfu. Ende Juli. Mit Baby.
Aus dieser gewissen Mischung einer Launenhaftigkeit und Bequemlichkeit.

Kategorie: Reisen, Unterwegs

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Essen, Ruhrgebiet, Deutschland, Europa, irgendwo auf der Welt: Eine Geographin, die mal Redakteurin war, ist neuerdings Mama, kann aber die Finger nicht vom Schreiben lassen.

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