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Topinambur – Revival einer Superknolle oder nur Trara?

Beinahe in Vergessenheit geraten, häufig verkannt und von Gärtnern manchmal verpönt – das ist Topinambur. Sieht aus wie Sonnenblumen in Klein, ist auch mit diesen verwandt! Topinambur gehört – botanisch gesehen – zu den Korbblütlern und heißt in der Fachsprache “Helianthus tuberosus”, wobei “helios” die griechische Bezeichnung für “Sonne” ist, “anthos” Blume bedeutet und “tuber” aus dem Lateinischen übersetzt für “Knolle” steht. Soviel zur Theorie! Doch was hat es auf sich mit der Super-Knolle, was sollten Gärtner beachten und wie kann man Topinambur verarbeiten.

Topinambur – Geschichte und Herkunft

Eine Kurzfassung: “Der” oder “die” Topinambur, beides ist sprachlich möglich. Ursprünglich kommt die Pflanze aus Südamerika und wächst auf dem gesamten amerikanischen Kontinent wild und im Überfluss. Der Name Topinambur wird dem indigenen Volk der Tubinambá zugeordnet, das einst in der brasilianischen Küstenregion beheimatet war und dem – dies nur am Rande erwähnt – ritueller und gewohnheitsmäßiger Kannibalismus nachgesagt wurde. Die Pflanze gelangte im 17. Jahrhundert nach Europa und erlebte bald ihre Hoch-Zeit als “Delikatesse der Reichen”. Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Gemüse allerdings rasch von der Kartoffel verdrängt, da diese sich besser und länger lagern ließ. Seit einigen Jahren erst gewinnt die Knolle wieder an Bedeutung und erfreut sich zunehmender Beliebtheit, da ihr gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe nachgesagt werden.

Topinambur – Anbau, Ernte, Lagerung

Wer die Pflanze im eigenen Garten anbauen möchte, sollte auf einen sonnigen Standort achten. Ansonsten sind die Pflanzen anspruchslos: Sie kommen mit wenig Wasser und nährstoffarmen Böden aus. Topinambur ist mehrjährig und breitet sich mit den Jahren stark aus. Deshalb sollte immer mit Wurzelsperre gepflanzt werden. Beachtet ihr dies, ist die Pflanze in jeglicher Hinsicht pflegeleicht und macht sich gut am Rand des Gemüsegartens. Am Gartenzaun entlang bildet sie einen attraktiven, hübsch blühenden Sichtschutz. Die Staude wird bis zu drei Meter hoch und blüht von Juli bis November. Die Knollen können den ganzen Winter über frisch geerntet werden, sollten nach der Ernte allerdings zeitnah verbraucht werden. Kühl und trocken gelagert halten sie sich höchstens ein paar Tage.

Topinambur – Gesund und vitaminreich

Den Beinamen “Diabetiker-Kartoffel” trägt Topinambur, da die Knollen einen hohen Gehalt an Inulin haben. Somit sind sie für Menschen mit Diabetes die optimale Alternative zu Kartoffeln. Außerdem sind die Wurzelknollen reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien. Erwähnenswert sind hierbei die enthaltenen B-Vitamine, sowie Magnesium, Eisen, Kalium und Phosphor.

Topinambur verarbeiten – Was Ihr dabei beachten müsst

Denkt daran: Die frischen Knollen halten sich nur kurze Zeit im Kühlschrank. Unser Tipp: Nach dem Kauf auf dem Wochenmarkt oder der Ernte im eigenen Garten, rasch den Topinambur verarbeiten. Die Verarbeitung ist grundsätzlich nicht kompliziert, allerdings sollten dabei einige Punkte beachtet werden. Übrigens kann die Knolle roh und gekocht gegessen werden. Der Verarbeitungsvielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Ihr könnt Eurer Kreativität freien Lauf lassen und ausprobieren, wie Euch Topinambur am besten schmeckt.

Vor der Zubereitung ist es allerdings wichtig, dass die Erde rückstandlos abgewaschen wird. Schrubbt die “Jerusalem Artischocke”, wie die Knolle auch genannt wird, am besten mit einer Bürste unter kaltem Wasser sorgfältig ab. Ein erdiger Nachgeschmack des Essens ist alles andere als eine Gaumenfreude!

Wenn Ihr Topinambur verarbeiten wollt, ist ein Schälen der Knolle nicht unbedingt erforderlich. Und auch nicht empfehlenswert! Die vielen Verzweigungen – der Ingwerwurzel sehr ähnlich -, machen das Schälen zur Tortur. Wenn überhaupt, dann ist es ratsam, die Knollen vorher zu kochen…und einen sehr guten Schäler zu verwenden.

Roh oder gekocht genießen

Anders als die Kartoffel, ist die Topinambur-Knolle im rohen Zustand nicht giftig. Allerdings sollte die verarbeitete Knolle in mit Wasser verdünntem Zitronensaft mariniert werden, mindestens zehn Minuten. Grund: Ähnlich wie geschälte oder geschnittene Äpfel, verfärbt sich Topinambur in diesem Zustand. Durch das Marinieren mit Zitronensaft bleibt das Gemüse länger frisch. Außerdem verbessert der Vitamin-C-haltige Zitronensaft die Aufnahme des pflanzlichen Eisens in unserem Darm. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen! Nur die kleinen Knollen eignen sich für die Zubereitung von Rohkost. Die großen Exemplare sind oft holzig. Sie taugen am besten für Suppen oder Pürees. Da Topinambur sehr mild schmeckt, darf er nicht überwürzt werden. Besonders sparsam solltet Ihr mit Salz sein.

Wollt Ihr das Wurzelgemüse in der Pfanne braten? Vorbereitung: Den Topinambur verarbeiten, indem Ihr die Knolle in dünne Scheiben hobelt. In einer Pfanne mit heißem Pflanzenöl beträgt die Zubereitungszeit ungefähr zehn Minuten. Bitte verwendet keine Pfannen aus Aluminium oder Eisen, denn dadurch nimmt Topinambur eine graue Färbung an und sieht nicht mehr appetitlich aus.

Rezeptideen mit Topinambur

Wer Topinambur regelmäßig auf den Speiseplan nehmen möchte, kann im Internet nach immer neuen Rezeptideen stöbern. Es gibt auch Bücher, die sich auf die Pflanze spezialisiert haben und vielseitige Verwendungsmöglichkeiten aufzeigen. Wenn Ihr kreativ seid in der Küche, fallen Euch sicher auch eigene Varianten und Gerichte ein. Wie wäre es beispielsweise mit einem saftig leckeren Topinambur-Brot? Dafür müsst Ihr einfach gekochte und pürierte Topinambur-Knollen unter einen Hefeteig mischen. Das Brot braucht ungefähr zwei Stunden Gehzeit und muss dann noch 40 Minuten backen.

Ganz unkompliziert können die Knollen im Backofen zubereitet werden. Ähnlich wie Ofenkartoffeln. Dazu schmeckt Kräuterquark.
Topinambur-Chips sind eine kalorienarme Alternative zu Kartoffelchips: Dafür die Knollen in dünne Scheiben hobeln, auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen , optional mit Pflanzenöl und Gewürzen bestreuen, bei 130°C 30 Minuten goldbraun backen. Wie Ihr seht, gibt es vielzählige Möglichkeiten, aus Topinambur ein köstliches und gesundes Gericht zu zaubern. Probiert es aus, denn es lohnt sich!

Kategorie: Allgemeines, Essen machen

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Essen, Ruhrgebiet, Deutschland, Europa, irgendwo auf der Welt: Eine Geographin, die mal Redakteurin war, ist neuerdings Mama, kann aber die Finger nicht vom Schreiben lassen.

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