Den heutigen Beitrag schreibe ich mit Genuß. Ich habe mir ein schönes Örtchen dafür gesucht, mir einen leckeren Kaffee bestellt und so sitze ich im KABÜ in der Annastraße in Rüttenscheid und fühle mich unheimlich kreativ und hip :-) Kennt ihr das KABÜ schon? Wenn nicht, solltet ihr wirklich mal hin, am besten ohne Kleinkind: facebook.com/kabueannarue Das KABÜ ist ein “Café Büro Coworking Space”, das heißt man kann hier in Ruhe einen Kaffee trinken und/oder bei WLAN an einem der schönen, mit Steckdosen ausgestatteten Tische arbeiten. Oder bloggen, so wie ich heute. Das Kabü wäre einen eigenen Beitrag wert, aber heute wollte ich ja über etwas anderes berichten.
Letztes Wochenende waren wir in der Eifel, mehr als spontan. Die Idee kam mir etwa zwei Wochen zuvor, die Umsetzung folgte 4 Tage vorher mit dem Resultat, dass zu diesem Zeitpunkt sämtliche familienfreundlichen Bauernhöfe zwischen Teutoburger Wald, Sauerland und Eifel tutti kompletti ausgebucht waren. Und ich hatte es mir so schön ausgemalt. Den Indian Summer im Mittelgebirge genießen, frische Landluft, niedliche Tierchen – achje, ziemlich naiv, so mitten in den Herbstferien. Aber ich wollte, wollte, wollte doch so gerne. Irgendwie fielen mir dann Jugendherbergen ein, ich hatte gehört, dass die auch Familienzimmer und -ausstattung haben und so war ich beseelt von der Vorstellung, dass wir uns in einer heimeligen Jugendherberge ein schönes Familienwochenende machen. Auf der Seite des Deutschen Jugendherbergwerks (DJH) kann man sich bequem alle Unterkünfte anzeigen lassen. Man kann die Suche eingrenzen nach Bundesland, Zeitraum, Sport- & Freizeit-Angebot, Ausstattung, Profil und ob man eine besondere Unterkunft, wie z.B. ein altes Schloss wünscht. Als Profil stellt man den Filter am besten auf “Prädikat Familien-Jugendherberge”, dann erhält man alle Unterkünfte, die Familienzimmer, kindgerechte Ausstattung, wie Babybetten, Kinderstühle, Spielzimmer usw. anbieten. Leider waren auch hier die – scheinbar – besten Unterkünfte schon ausgebucht, aber wir hatten Glück und fanden im Umkreis von den gesetzten maximal 2 Fahrtstunden die Jugendherberge Bad Münstereifel.
Bad Münstereifel? Sagte mir jetzt erstmal nichts, kurz recherchiert, mittelalterliches Städtchen, nah am Nationalpark Eifel, ca. 1 h 45′ Fahrt – ach komm’ das machen wir einfach, oder?
Und dann ging’s Freitag vormittag hin, in zwei Stunden mit ein bisschen Stau und Verfahren, rein in das kleine Eifelstädtchen. Die Jugendherberge in Bad Münstereifel liegt etwas oberhalb des Städtchens, schön ruhig, mit einem Spielplatz, mehreren Grillmöglichkeiten, einem großen Bolzplatz, umgeben von Feldern und angrenzend an einen Wald mit Wanderwegen.
Schöne Lage, um mal etwas Ruhe vom Alltag zu bekommen.
Unser Familienzimmer war relativ neu, mit einem Elternbett und einem Etagenbett in einer Nische mit kleiner Trenntür ausgestattet, mit eigener Dusche und WC. Soweit waren wir erstmal zufrieden.
Gebucht hatten wir zusätzlich zur Übernachtung 1x Abendessen und 1x Lunchpakete, sodass der Gesamtpreis für unsere Unterkunft bei 102 Euro lag (80 Euro die Unterkunft und jeweils 11 Euro für’s Essen). Hinzu kommt noch die Mitgliedschaft im DJH, liegt bei 22,50 Euro für ein Jahr für die ganze Familie).
Unser Aufenthalt war gut, das Ruhrkind mochte vor allem das Spielzimmer sehr (“Spielzimmer gehen? Spielzimmer gehen?”), aber auch den Fußballplatz.
Und wir fanden es entspannt, mit Hausschuhen zum Abendessen zu schlürfen, nicht das Gefühl zu haben, mit Kind im Speiseraum zu stören und auch die Betten waren sehr bequem. Alles war gepflegt, es gab Hochstühle in ausreichender Menge und als wir feststellen mussten, dass das Ruhrkind für das Kinderbett noch zu klein war, weil es leider nachts aus dem Bett gefallen ist, wurde uns schnell mit einem Babyreisebett ausgeholfen. “Herbergsmama & -papa” waren überhaupt sehr nett und hilfsbereit. Wir haben sogar ein zusätzliches Abendessen geschenkt bekommen!!! Natürlich hat das Übernachten in einer Jugendherberge gegenüber z.B. einer FEWO auch Nachteile, z.B. geht es dort morgens um 7 zu wie im Taubenschlag, da hört man viele aufgeregte Füße über den Flur laufen, Türen schlagen und es herrscht große Betriebsamkeit – wie auch abends vor dem Zubettgehen. Für hellhörige Ohren ist das natürlich nichts, ebenso nichts für latente Homophobiker. Der Spielplatz am Haus mit Klettergerüst und Rutsche ist leider erst etwas für Kinder ab 3 Jahre, da alles sehr hoch ist, aber wir fanden bei unserem abendlichen Spaziergang ganz in der Nähe einen schönen großen, eingezäunten Spielplatz mit Rutsche, Sandkasten, Babyschaukel, Hängebrücke und Seilbahn (Ecke “Im harten Feldchen/In der Senke” im Stadtteil Rodert, wo auch die Jugendherberge ist).
Bad Münstereifel selber ist kurz gesagt etwas verpooft, sehr unaufgeregt. Es gibt eine schöne, gut erhaltene Stadtmauer, eine Burg, …
… die Erft fließt durch das Örtchen …
und Bad Münstereifel ist berühmt dafür, dass hier Investoren die City in ein Outlet verwandelt haben, das heißt man kann hier z.B. bei Sigikid, Sanetta, Puma, Tom Tailor, Levis usw. zu Schnäppchenpreisen shoppen.
Das ist für mich in geografischer Hinsicht sehr interessant. Ausverkauf oder Rettung der Innenstadt? Das ist die Frage aller Fragen… ( vgl. Kölner Stadtanzeiger: “Doku über Outlet-Center. WDR wollte der Stadt nichts Gutes”)
Wir shoppen ein wenig, finden aber, dass wir in Essen mit den ständigen Sale-Angeboten eindeutig das größere Angebot haben ;-) Was wirklich sehr störend an dem Innenstädtchen ist, ist die Öffnung für den Autoverkehr. So eine schöne Einkaufsstraße und dann fahren dauernd Autos hindurch, man muss das Kind eng an der Hand halten, warum??? Dazu noch ein schöner, zentraler Platz, der allein als Parkplatz dient. Achja die Autogerechtigkeit, der Ruhrpapa schimpft vor sich hin.
Wir finden ein nettes Café “Jojos Crêperie” und verbringen die Kaffee-Pause in der Herbstsonne. Der Andrang im Café ist nur leider so groß, dass wir unangenehm lange warten müssen.
Zum Glück ist eine Rutsche in der Nähe.
Bad Münstereifel ist übrigens “Heino-Heimat-Stadt”, was vielleicht dazu beiträgt, dass der Ort eher Senioren anzieht. Also so richtig trendy ist unser Urlaubsziel jetzt nicht. Muss ja aber auch nicht immer!
Den Abend verbringen der Ruhrpapa und ich im Aufenthaltsraum, während das Kind deutlich ruhiger als in der ersten Nacht im Babybett schläft. Ich blättere in alten Herbergsgästebüchern und finde für das Jahr 1956 folgenden Eintrag – hach, wat schön!
Am Sonntag dann ging’s schon wieder zurück, wir haben uns morgens unser bestelltes Lunchpaket gepackt und dann noch einen Abstecher in den Nationalpark Eifel zur Burg Vogelsang gemacht.
Heute befindet sich dort ein Ausstellungs- und Bildungszentrum zu den Themen “Nationalpark Eifel” und “NS-Herrschaft”.
Für so kleine Menschen wie das Ruhrkind ist das aber noch etwas früh, außerdem ist das Wetter so toll, dass wir den Tag lieber draußen als in einer Ausstellung verbringen möchten.
Wir genießen den Blick auf die Landschaft, die der Herbst bunt gefärbt hat.
Schade nur, dass das Ruhrkind sich zwischendurch aus Verlangen nach seinem Schnulli ordentlich in Rage schreit – hätte ich früher ja nie geglaubt, dass ein knapp zweieinhalbjähriger Knirps einen solchen Willen gepaart mit unbändiger Ausdauer besitzen kann. Aber wir bleiben eisern, die Schnullizeit ist vorbei und die mitleidigen Blicke der anderen können mich mal. Ach wie schön kann Herbstlaub sein, sage ich mir und lenke mich mit der schönen Umgebung ab.
In rund zwei Stunden sind wir dann wieder zurück ins Ruhrgebiet. Fazit: Ziel des Kurzurlaubs, aus dem Alltag rauszukommen, erreicht! Ziel des Kurzurlaubs, Erholung und Entspannung zu finden, eher weniger. Jugendherbergsurlaub in der Trotzphase ist halt kein Wellness-Urlaub. Machste nix :-)
Was sind denn eure Tipps für schöne Kurzurlaube übers Wochenende? Fahrt ihr als Familie auch in Jugendherbergen, oder eher nicht? Wie immer freue ich mich über eure E-Mails oder Kommentare!
Viele liebe Grüße
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